Naturwunder Neuseeland
Kia Ora Maere Mai Aotearoa – Willkommen in Neuseeland
God`s Own Country, so nennen die Neuseeländer ihr aus zwei Inseln bestehendes Land, und das nicht ganz zu Unrecht. Immerhin gehört dieses Land weder zu Asien noch zu Australien. Es ist ein kleines Wunder am Ende der Welt, wo mittags die Sonne im Norden steht. Die Reiseroute selbst führte über beide Inseln zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten des Landes. Nach rund 25 Flugstunden, mit einem fast zweitägigen Zwischenaufenthalt in Singapur, betraten wir in Christchurch neuseeländischen Boden. Christchurch, die Provinzhauptstadt in den Canterbery Plains der Südinsel, zeigt noch immer Narben des Erdbebens von 2011. Besonders hatte es das Stadtzentrum getroffen. Baulücken waren noch nicht geschlossen, die aus Containern provisorisch zusammengesetzten Häuser noch immer von Obdachlosen bewohnt. Der in aller Welt bekannte Dom ist eingerüstet und ohne Turm.
Als Stadt aber ist Christchurch ein angenehmer Gastgeber und Ausgangspunkt für eine Rundreise mit mehreren Hotelwechseln über die Südhalbinsel. Die Canterbery Plains, einst ein riesiger Urwald, durch den sich die Goldsucher vor 150 Jahren mit Ochsenkarren und Planwagen Richtung Westküste quälten, ist heute eine groß angelegte landwirtschaftlich genutzte Fläche und zwischendrin immer wieder Schafherden. Der Gesamtbestand der Tiere ist von einstmals 40 Millionen, heute auf die Hälfte geschrumpft. Verursacht hat das der rückläufige Wollbedarf im Welthandel. Aber bemerkenswert, immer öfter sieht man Rinderherden. Der schier unersättliche Milchbedarf Chinas eröffnet den Farmern ein zunehmendes Betätigungsfeld. Schon hört man mahnende Stimmen der Umweltschützer und den Ruf nach einer Steuer, landläufig auch „Pupssteuer“ genannt. Imposant ist die Alpenüberquerung. Der einst gefürchtete Arthur Pass ist heute eine gut ausgebaute Straße.
Nach Überquerung der baumlosen Südalpen änderte sich das Landschaftsbild schlagartig. Wir durchfuhren zeitweise dichten Urwald, in dem vorrangig Südbuchen wachsen. Unser Auge erfreute sich an den kleinen gediegenen Ortschaften, mit den von den Neuseeländern bevorzugten weißen Häusern im Bungalowstil, mit Veranda und kleinen gepflegten Gärten. Natürlich sah man auch andere Fassadengestaltungen, die die einstigen Einwanderer aus ihren Heimatländern als Vorlage mitgebracht und zu einer sehenswerten Dorf- und Stadtarchitektur entwickelt hatten. Was man nicht sah, waren Hochhäuser. Selbst beim späteren Aufenthalt in Wellington und Auckland blieben Wolkenkratzer vorwiegend auf die Geschäfts- und Bankenviertel beschränkt.
Aber zurück zur Westküste. Bei etwas rauen Wetterverhältnissen bestaunten wir bei einer Bootsfahrt den Milford Sound mit seinen steilaufragenden Felswänden und den vielgestaltigen Wasserfällen. Ein zusätzlich gebuchter Hubschrauberflug zum Franz-Josef-Gletscher, mit einer Landung auf dem Fox-Gletscher, ermöglichte es uns, die Gefühle auszukosten, einmal auf meterdickem tausende Jahre altem Eisfeld zu stehen und in die Stille der weißen Bergwelt zu blicken. Ein tolles Gefühl! Das brachte uns auf den Gedanken, später die Gelegenheit zu nutzen und mit einem Kleinflugzeug den mit 3.754 Metern höchsten Berg Neuseelands, den Mount Cook, zu umfliegen. Wow, was für eine Sicht!
Zielstrebig setzten wir unsere Reise über die Touristenstadt Queenstown fort. Über Blenheim, der reizvollen Weinkleinstadt, erreichten wir die Hafenstadt Picton und setzten mit einer dreistündigen Fährfahrt bei bewegter See zur Nordinsel über. Nächstes Ziel war die Landeshauptstadt Wellington. Rückerinnernd bleiben zwei Angebote besonders erwähnenswert: das Te Papa Museum wohnern Neuseelands. Im Raum Rotorua, wo gewaltige Erdkräfte in Form brodelnder Schlammtümpel, Geysiren, heißen medizinisch nutzbaren Quellen sowie einem ständigen Schwefelgeruch erlebbar werden, hatten wir vielerlei Gelegenheit für Einblicke in deren einstige Lebensweise. Wir erlebten ein handlungsreiches Powhiri, die traditionelle Begrüßungszeremonie, erhielten Informationen zur Ausgestaltung eines Pa, einer befestigten Wohnsiedlung, und eine Vorstellung der etwas schaurig wirkenden Kriegstänze, den Haka. Natürlich machten wir auch Bekanntschaft mit einem Hongi, landläufig auch Nasenkuss genannt. Ein diätfernes hochkalorisches Essen aus dem Erdofen, einem Hangi, rundete die Eindrücke ab. Unterwegs in Richtung Norden machten wir im Städtchen Kawakawa Bekanntschaft mit einem Bauwerk des Allroundkünstlers Friedensreich Hundertwasser.
Es war eine öffentliche exotisch bunte WC-Anlage, die die Möglichkeit bot, einen Toilettengang mit Kunstgenuss zu verbinden. Geschichtsträchtig war der nachfolgende Besuch der Waitangi-Gedenkstätte, wo 1840 die vertragliche Basis für die Regentschaft der britischen Krone über Neuseeland geschaffen wurde. Wie immer man heute diesen Vertrag beurteilt, die wenigsten Maori, so war unser Eindruck, wünschen sich die alten Zeiten zurück. Sie laufen nicht mehr halbnackt durch den Busch, sondern tragen europäische Kleidung, nicht selten von Armani und Co. Ein Moko, die traditionelle Gesichtstätowierung, sieht man nur noch selten. Meist ist sie für folkloristische Darbietungen aufgemalt. Kein Maori ist heute noch mit einer Kotiate Paraoa, der traditionellen Handwaffe unterwegs, aber fast immer mit einem Handy. Maori sind heute Handwerker, Lehrer, Ärzte oder Politiker. Wir erlebten Pakhea, die Nichtmaori, und Maori als eine freundlich und friedlich zusammenlebende Gemeinschaft. Voller Ehrfurcht standen wir an der Westküste vor dem mit über 2.000 Jahren wohl ältesten Kauribaum. Er mißt 51,50 m Höhe und einen Stammumfang von 13,80 m. Eigentlich ein verrückter Gedanke, dass hier schon Jesus gestanden haben könnte, hätte damals schon eine Art Reiseclub existiert.
Auckland, die heimliche Hauptstadt, wie sie auch genannt wird, versammelt mit den Vororten ca. 1,5 Millionen Menschen und damit über ein Drittel der Gesamtbevölkerung an der schmalsten Stelle der Insel. Von Norden über die Harbour-Brücke bietet das Halbrund der Stadt einen überwältigenden Anblick. Hier haben auch nach 22.00 Uhr die Kellner in den Restaurants noch gut zu tun und wir spürten die besondere Lebendigkeit dieser Stadt. Unsere Reise durch ein wundervolles Land war hier zu Ende. Helle, unser Reiseführer, ein seit 1980 in Neuseeland lebender Deutscher, war ein exzellenter Organisator und eine nicht versiegende Informationsquelle. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns von ihm und seiner neuen Heimat. Unser Rückflug erfolgte wieder nach Frankfurt/Main mit Zwischenstopp und Übernachtung in Singapur. Mit gewohnter Zuverlässigkeit erwartete uns in Berlin der RCC-Bus. Mit vielerlei Gedanken im Kopf und ungewohnt schweigsam fuhren wir dann mit einem tröstenden Spruch nach Cottbus. „Leuchtende Tage, nicht traurig, dass sie vorüber, sondern dankbar und glücklich, dass sie gewesen.“
Ein Bericht von der Reisebegleitung Eberhard Kuhn
3 Kommentare zu "Naturwunder Neuseeland"